AllgemeinEinsätze

Abschlussbericht zu den schweren Unwettern im Juni 2024

Am Wochenende des 08.Juni 2024 zog eine Serie heftiger Gewitterzellen mit Hagel und Starkregen über das gesamte Gemeindegebiet von Rohrbach an der Lafnitz. Die enormen Regenmassen verwandelten kleine Bäche in reißende Flüsse. Die Rohrbach kam dermaßen aus ihrem Bachbett, dass sie ganze Straßen und Brücken mit sich riss und im Bereich der Unteren Hauptstraße praktisch alles überflutete und ganze Fahrzeuge mit sich nahm. Brücken wurden weggerissen, ganze Straßen zerstört und Häuser von der Versorgung abgetrennt.

So lautete der Eingangstext unseres Berichts mitten im Katastropheneinsatz.

Mehr als zwei Monate sind seit den Ereignissen des 8. Juni vergangen. Zeit, um mit etwas Abstand Resümee zu ziehen.
Weit über 150 Schadenslagen wurden von uns und unseren Abschnittsfeuerwehren des Abschnitts 5 abgearbeitet. 3 Tage lang waren zusätzlich KHD-Züge aus anderen Bezirken zur Unterstützung anwesend, um die ebenfalls schwer getroffene Fa. Rubner vom Schlamm zu befreien. Am Freitag, dem 14. Juni wurde der Einsatz für beendet erklärt und die Reinigungsarbeiten von Fahrzeugen und Ausrüstung begann. Dass wir am Tag darauf nur haarscharf an der nächsten Katastrophe vorbeischrammen würden, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner wissen. 

Lassen Sie uns die Dinge einordnen. Innerhalb einer Stunde fiel in Rohrbach die Rekordmenge von 120 Liter Regen auf den Quadratmeter. Zum Vergleich: Beim letzten Hochwasser im Juli 2016 waren es über 80 l/m². Einen Tag davor hatte es bereits 40 l/m² geregnet. Aber selbst ohne den Regen tags davor hätte der Boden diese Wassermengen nicht aufnehmen können. 
Die Rohrbach, im Sommer ein Bach, den man mit etwas Glück sonst trockenen Fußes durchqueren kann, war zum reißenden Strom geworden. Mitgerissenes Treibgut hatte sich in den Brücken verklaust und sie dadurch teilweise mitgerissen. Das Wasser konnte nicht mehr in die ebenfalls hohe Lafnitz einfließen und suchte sich daher einen eigenen Weg: Angefangen vom Fuchs bis hinunter zum Hammerl wurde praktisch jedes Haus schwer beschädigt. Aber auch im restlichen Ort kam es in vielen Häuser zu Wassereintritten. Die schiere Menge an Notrufen nahm komplett überhand und es war klar, dass es sich hier um ein Jahrhundertereignis handelt, welches wir als Feuerwehr alleine niemals stemmen würden. Nach und nach trafen daher alarmierte Feuerwehren zu unserer Unterstützung ein. Nachdem sich das Wasser dann zurückgezogen hatte, wurde das Ausmaß der Katastrophe erst sichtbar. Teilweise türmte sich der Schlamm meterhoch vor, um und auch IN den Häusern. 

Die Limbach kam im letzten Teil, bevor sie in die Lafnitz fließt komplett aus ihrem Bach und schädigte auch dort die Häuser schwer. Allerdings hielt sich in diesem Bereich wenigstens der Schlamm stark in Grenzen. 

Ein großes Danke hierbei an alle Geschädigten, die trotz massiven Schäden an ihrem Eigentum uns gegenüber freundlich geblieben sind und auch verstanden haben, dass wir nicht überall gleichzeitig sein können und Schadenslagen nach ihrer Dringlichkeit abgearbeitet werden. Denn leider haben wir auch das Gegenteil erfahren müssen. Und dann waren da noch die Schaulustigen oder auch Katastrophentouristen genannt. Speziell am Sonntag hatte man das Gefühl, dass Rohrbach zu einer Attraktion geworden war, die man sich unbedingt anschauen muss. Straßensperren wurden dabei entweder ignoriert oder zum Teil auch gleich mal weggeräumt. Ein Geschädigter erzählte von Spaziergängern, die die Leute, die ihm beim Zusammenräumen geholfen haben, quasi „angefeuert hätten“. Anstatt selbst zur Schaufel zu greifen…

Die Aufräumarbeiten selbst entwickelten sich zu einer Materialschlacht. Tauchpumpen versagten wegen Überlastung ihren Dienst, ein Feuerwehrfahrzeug wurde irreparabel vom Wasser zerstört, Ausrüstung zerbrach. Aber das sind Dinge, die sich wieder ersetzen lassen. 

Alle Kameraden gingen bei diesem Einsatz in der ganzen Woche an ihre Grenzen und teilweise darüber hinaus. Wer konnte, nahm sich Urlaub, Zeitausgleich oder kam nach der Arbeit direkt ins Rüsthaus.

Kameraden, die von früh bis spät gearbeitet haben, um verschlammte Häuser vom Schmutz zu befreien und dabei selbst bis zum Hals drin steckten. Sowohl wortwörtlich wie im übertragenen Sinn. Kameraden von anderen Wehren, die nicht gefragt haben, wie lange es noch dauert, sondern: „Morgen kommen wir wieder. Was gibt es zu tun?“ Aber auch wildfremde Menschen, die einfach mit dem Auto stehen geblieben sind und ihre Hilfe angeboten haben. Bewohner von Rohrbach, die uns kistenweise mit Essen und Getränken versorgt haben. 

Das waren die Momente, die uns immer weitermachen haben lassen. Die Flutwelle, die Rohrbach schwer getroffen und beschädigt hat, war hoch. Aber die Welle der Unterstützung von allen Seiten war um ein vielfaches höher.

Erlauben Sie uns zum Abschluss noch ein paar Hinweise. Sorgen Sie rechtzeitig für das nächste Hochwasser vor:

  • Kaufen Sie sich Tauchpumpen. Idealweise welche mit Schwimmer. Wir wurden im Laufe der Woche immer wieder zu Leuten alarmiert, wo der Keller, nachdem wir ihn ausgepumpt hatten, wieder voll war. Der Grund war einfach, dass das Grundwasser noch so hoch war, dass es den Keller wieder geflutet hat. Eine Tauchpumpe mit Schwimmer pumpt dieses Wasser aber gleich wieder ab.
  • Wenn möglich, lassen Sie ankommendes Wasser erst gar nicht ins Haus eindringen. Hochwasserverbauten oder auch Mauern können Schäden verhindern. Aber bitte nicht so bauen, dass das Wasser komplett zum Nachbarn abläuft. Ein Miteinander ist hier unumgänglich.
  • Lagern Sie Ausrüstung und Geräte im Keller möglichst hoch. 

Es ist leider damit zu rechnen, dass wieder zu solchen Ereignissen kommen wird. Bereiten wir uns alle gemeinsam darauf vor. 

Und noch eine Bitte: Um eine umfassende Dokumentation dieses Ereignisses zu ermöglichen, schicken Sie uns Ihre Fotos und Videos folgende Email: unwetter@ff-rohrbach.co.at. Schreiben Sie bitte auch Datum und Ort (Straße) dazu (sofern nicht eh über den Dateinamen erkennbar). Vielen Dank.